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Tem­po­li­mit auf deut­schen Auto­bah­nen?

Nachdem Sigmar Gabriel Tempo 120 auf Autobahnen als Regelgeschwindigkeit vorgeschlagen hatte, ahnte ich schon, dass dies den üblichen Schmerzensschrei verursachen würde.

Deshalb hatte ich in den ersten Presseanfragen auch davon gesprochen, dass man für eine solche Maßnahme zumindest einen gewissen gesellschaftlichen Konsens braucht, den man wohl nur schwer gegen den ADAC wird herstellen können. Da wusste ich aber noch nicht, dass der Konsens nicht einmal in der eigenen Partei erreichbar war.

Was schade ist. Denn ich glaube, dass es diesen Konsens für eine Begrenzung (nicht unbedingt für 120) im Wesentlichen eigentlich schon gibt. Der Sicherheitsgewinn entsteht dabei vor allem aus dem Abbau der dramatischen Geschwindigkeitsdifferenzen. Zu Hauptverkehrszeiten muss man ja damit rechnen, dass auf der rechten Spur nur Lkw-Geschwindigkeit (also 80) gefahren werden kann. Auf der linken von drei Spuren, wird gerast mit teilweise weit über 200 km/h. Die weit überwiegende Zahl der Fahrer aber fährt zwischen 130 und 150 km/h und muss sich damit auf der Mittelspur quälen. Denn Ausscheren nach links wird nicht etwa gelassen hingenommen, sondern mit Drängeln, Lichthupe und im schlimmsten, wenn auch seltenen Fall, mit Kollision bestraft.

Die große Mehrheit also, die ungefähr mit der vom Gesetzgeber gewollten und von Strafgerichten übrigens durchaus beachteten Richtgeschwindigkeit unterwegs ist, wird von einer kleinen, aber rabiaten Minderheit ausgebremst. Diese große Mehrheit ist übrigens auch die große Mehrheit der ADAC-Mitglieder. Ich habe also noch Hoffnung, dass der seine Haltung irgendwann einmal überdenkt.

In der Sache stehen die Argumente des Clubs für die freie Fahrt ohnehin auf schwachen Füßen. Natürlich haben wir die Hauptprobleme nicht auf den Autobahnen. Das ist aber doch kein Wunder: Alle sind nur in einer Richtung unterwegs (wenn nicht, wird es auch gleich brenzlig), es gibt keine Kreuzungen, keine Radfahrer und keine Fußgänger. Außerdem ist das Landstraßennetz natürlich um ein Vielfaches länger. Nach unseren Berechnungen würde ein Tempolimit knapp 80 Getötete pro Jahr vermeiden und damit nur etwa zwei bis drei Prozent aller Getöteten. Das ist so gesehen nicht viel, allerdings, vor allem wenn man die vielen Verletzten mit einbezieht, trotzdem eine beachtenswerte Größe. Für den Unfallforscher also keine Frage: Wir sollten ernsthaft über ein Limit diskutieren, dass kann aber auch bei 130 oder, wenn es denn der Sache hilft, sogar bei 140 liegen.

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