Unfälle zwischen Pkw und Radfahrenden an Grundstückszufahrten
Sind Unfälle zwischen Pkw und Radfahrenden an Grundstückszufahrten vermeintlich unwichtig? Um dieser Frage nachzugehen hat die Unfallforschung der Versicherer im Rahmen einer Studie Unfälle dieser Art untersucht.
Die Analyse von 4.682 Unfällen mit Personenschaden aus mehreren Bundesländern in 2019 ergab, dass Unfälle an Grundstückszufahrten für 4 Prozent der Getöteten, 12 Prozent der Schwerverletzten und 15 Prozent der Leichtverletzten bei allen Pkw/Fahrrad- Unfällen verantwortlich sind. Dabei waren die häufigsten Ursachen Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr (32 %) oder beim Abbiegen (9 % nach links, 7 % nach rechts).
Im Rahmen vertiefender Untersuchungen mittels der Unfalldatenbank der Versicherer (UDB) konnten weitere Erkenntnisse zu diesen Unfällen gewonnen werden:
- Rund 18% der Unfälle und 15 Prozent aller schwerverletzten und getöteten Radfahrer:innen im untersuchten Fallkollektiv (n=615 Unfälle) fanden bei an Grundstückszufahrten statt. Dabei wurden die Radfahrer:innen immer verletzt und das überwiegend schwer.
- In mehr als der Hälfte der relevanten Fälle (n=114) fuhr der Pkw vorwärts aus dem Grundstück raus. Für diese Unfälle zeigte das Ranking der häufigsten Grundstücksarten, dass - sofern keine Kleintransporter mitberücksichtig wurden -Tankstellen und Privatparkplätze mit jeweils 26% häufig vertreten waren.
- Die Analysen zeigten auch, dass bauliche Sichteinschränkungen - meist in Form von Hecken und Buschwerk - eine nennenswerte Rolle bei der Unfallentstehung spielen; diese machten ca. die Hälfte der Fälle mit vorwärts herausfahrendem Pkw oder ein Viertel aller Unfälle an Grundstückszufahrten aus.
In Bezug auf mögliche Maßnahmen kommen neben infrastrukturellen und verhaltensbasierten Maßnahmen in erster Linie Notbremssysteme (AEB) mit Erkennung von Radfahrenden in Betracht. Dabei zeigte es sich, dass erst durch ein verbessertes Notbremssystem (AEB+), bei dem die Sensoren durch bauliche Sichthindernisse nicht gestört werden, ein höheres Nutzenpotenzial in Form von 29 Prozent vermeidbaren Unfällen erreicht werden kann.