Test von Fahrzeugsitzen
Heckkollisionen zwischen Fahrzeugen stellen eine der häufigsten Unfallkonstellationen dar. Bei einem hohen Anteil dieser Zusammenstöße klagen Insassen des angestoßenen Fahrzeugs in der Folge über Beschwerden im Nackenbereich und an der Halswirbelsäule (HWS).
Bei der Vermeidung solcher, beim überwiegend leichtem Verlauf als HWS-Distorsion bezeichneten Symptome spielt der Fahrzeugsitz eine erhebliche Rolle.
Im Jahr 2000 wurde eine Arbeitsgruppe internationaler Versicherungen und Forschungsinstitute gegründet (International Insurance Whiplash Prevention Group IIWPG), um sich mit dieser Einflussgröße zu befassen. Die Gruppe entwickelte ein Testverfahren für Fahrzeugsitze unter Heckaufprallbedingungen, um die Schutzwirkung verschiedener Fahrzeugsitze gegen HWS-Distorsion vergleichen zu können.
Der IIWPG-Sitztest setzt sich zusammen aus
- einer statischen Prüfung der Sitz- und Kopfstützengeometrie, die sicherstellen soll, dass sich auch für Insassen unterschiedlicher Körpergröße Kopfstützen optimal einstellen lassen.
- einem dynamischen Versuch unter Verwendung eines eigens für Heckaufpralltests konstruierten Dummys (BioRID). Die dabei auf den Sitz wirkende Beschleunigungsbelastung entspricht ungefähr einem Aufprall in das Heck eines gleich schweren, stehenden Fahrzeuges mit 32 km/h und trägt den zunehmend steiferen Crashstrukturen moderner Personenwagen Rechnung.
Seit dem Beginn der IIWPG-Tests im Jahr 2005 hat sich die Sicherheit von Sitz-Kopfstützen-Kombinationen deutlich erhöht. Wurden 2005 noch 60 Prozent aller getesteten Sitze „mäßig“ oder „schlecht“ bewertet, waren es 2010 nur noch 28 Prozent. Das geht aus einer Auswertung von 211 Sitzen des Modelljahres 2010 für den deutschen Markt hervor, die von der Unfallforschung der Versicherer (UDV) veröffentlicht wurde.
Mittlerweile hat die beim IIWPG-Test auf den Sitz wirkende Beschleunigungsbelastung, der „Crashpuls“, auch Eingang in die Testbedingungen von Fahrzeugsitzen des europäischen Verbraucherschutz-Testverfahrens EuroNCAP gefunden. Seit 2009 bewertet EuroNCAP bei Fahrzeugtests unter anderem auch die Schutzwirkung der Sitze im simulierten Heckaufprall. Unabhängig von der Sitzkonstruktion können und sollten Fahrzeugnutzer durch die bestmögliche Einstellung von Sitz und Kopfstütze das Risiko einer HWS-Distorsion minimieren. Dazu sollte die Kopfstütze in der Höhe so eingestellt werden, dass sie mit der Oberkante mindestens auf Linie der Ohren abschließt, besser noch mit dem Scheitel. Kopfstützen, die in der Neigung oder durch eine verschiebliche Anlagefläche einstellbar sind, sollten sich so dicht wie möglich am Hinterkopf befinden. Keinesfalls sollte der Abstand mehr als eine Handbreit betragen. Dies lässt sich oft auch durch eine steilere Stellung der Sitzrückenlehne erreichen. Eine vorgebeugte Sitzposition oder zu stark nach hinten geneigte Sitzlehne erhöhen das Risiko für Verletzungen der Halswirbelsäule unnötig.
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