Studie belegt Wirksamkeit des Fahrradhelmes
In einer fast drei Jahre dauernden Studie wurde die Wirksamkeit von Fahrradhelmen untersucht. Zusammen mit dem Institut für Rechtsmedizin München und dem Universitätsklinikum Münster analysierte die Unfallforschung der Versicherer (UDV) 543 Unfälle mit verletzten Radfahrern aus den Jahren 2012 und 2013 detailliert.
In zwei Akutkliniken wurden 239 Radfahrer dokumentiert, die – oft zusätzlich zu anderen Verletzungen – Kopfverletzungen davontrugen, die von Abschürfungen und Prellungen an der Kopfhaut bis zu schweren Schädel-Hirn-Traumata reichten. Um typische Faktoren zu identifizieren, die das Entstehen von Kopfverletzungen begünstigen, wurden diese 304 verunglückten Radfahrern gegenübergestellt, die Verletzungen nicht am Kopf aber in anderen Körperregionen aufwiesen. Zusätzlich wurde die Datenbank getöteter Verkehrsopfer der Ludwig-Maximilians-Universität München genutzt, die 117 getötete Radfahrer dokumentierte.
Die Analyse des Fallmaterials verletzten Radfahrer machte deutlich, dass sich mehr als die Hälfte von diesen bei Alleinunfällen verletzte. Mit zunehmender Kopfverletzungsschwere stieg allerdings auch der Anteil der Unfälle, denen ein Konflikt mit einem Kraftfahrzeug zu Grunde lag. Auffällig war außerdem, dass unter älteren Radfahrern ein überdurchschnittlich großer Prozentsatz schwerere Kopfverletzungen erlitt. Helme wurden von 17 Prozent der verletzten Radfahrer im Fallmaterial getragen. Auffallend war dabei, dass es zwar auch bei behelmten Personen zu Kopfverletzungen kam, schwere Schädel-Hirn-Traumata (AIS 3 und höher) trotz teilweise erheblicher Verletzungen an anderen Körperteilen aber ausblieben.
Bei den insgesamt 117 tödlich verunglückten Radfahrern wurde in mehr als der Hälfte ein Schädel-Hirn-Trauma als todesursächlich angegeben und bei fast allen Getöteten lag zusätzlich zu anderen schweren Verletzungen auch eine Kopfverletzung vor. Mit lediglich sechs Helmträgern war die Tragequote in diesem Fallgut auffallend gering.
Von den typischen Szenarien, die sich bei der Analyse des Unfallgeschehens herausgestellt hatten, wurden von der Ludwig-Maximilians-Universität vier mit Hilfe von Computersimulationen intensiv untersucht: zwei Alleinsturz-Situationen und zwei Kollisionen, in denen der Radfahrer seitlich von der Front eines Pkw erfasst wird und mit dem Kopf an Haube, Frontscheibe oder Scheibenrahmen anprallt. Der eigentliche Kopfanprall wurde aufwändig mit Finite-Element-Methode (FEM) simuliert, wobei ein Schädel-Hirn-Modell der Universität Straßburg zum Einsatz kam, welches das Risiko für vier schwere Kopfverletzungsarten prognostiziert. Neben der Variation der Kollisionsbedingungen wurden insbesondere die Verletzungsrisiken des ungeschützten und des behelmten Kopfes gegenübergestellt. Das FE-Modell des Helmes wurde eigens für die Studie entwickelt und sein Deformationsverhalten in vorhergehenden Komponententests validiert.
Die numerische Simulation zeigte eine deutliche Reduktion der untersuchten Kopfbelastungen durch den Helm. Es wurde aber auch deutlich, dass einerseits die Schutzwirkung bei Anprall am unteren Rand des Helmes Grenzen hat und sich andererseits bei besonders schweren Kollisionen bestimmte Verletzungen selbst mit Helm nicht vermeiden lassen.
Die Studie belegt damit eindrücklich den Nutzen eines herkömmlichen Fahrradhelmes nach gültiger Norm EN 1078 zur Vermeidung oder Milderung von Kopfverletzungen, zeigt aber auch Möglichkeiten auf die Schutzwirkung von Helmen noch weiter zu optimieren.
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