Lkw
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Schwere Unfälle mit schwe­ren Lkw

Bei einem Forschungsprojekt der Unfallforschung der Versicherer (UDV) lag das Hauptaugenmerk auf schweren Unfällen schwerer Lkw, das heißt mit Schwerverletzten oder Getöteten als Folge.

Diese nach EU-Klassifizierung als „N3-Fahrzeuge“ eingeordneten schweren Lkw (über 12 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht) umfassen fast alle Sattelzugmaschinen, aber auch schwere zwei- und dreiachsige Güterkraftfahrzeuge sowie Baustellen- und Sonderfahrzeuge. Die Analyse des Unfallgeschehens gliederte sich in eine Sonderauswertung der amtlichen Unfallstatistik 2014, eine Vollerhebung von Unfällen und schweren Unfallfolgen im Land Brandenburg 2016 und die Detailanalyse von 350 Unfällen in Schadenakten der Versicherer mit Beteiligung dieser Fahrzeuge.

Gemessen an der sehr hohen Fahrleistung sind Güterkraftfahrzeuge vergleichsweise selten an Unfällen mit Personenschaden beteiligt. Unfälle mit Schwerverletzten oder Getöteten machen mit 30 Prozent hingegen einen überdurchschnittlich hohen Anteil bei schweren Lkw aus. Die Auswertungen belegen, dass Kollisionen im Längsverkehr mit 37 Prozent der Unfälle, insbesondere das Auffahren eines Güterkraftfahrzeugs auf vorausfahrende oder verkehrsbedingt haltende Pkw, aber auch auf andere Lkw, einen Schwerpunkt im Unfallgeschehen darstellen. Umgekehrt hat allerdings auch das Auffahren von Pkw oder Kleintransportern auf Lkw oder deren Anhänger erhebliche Bedeutung. Während Auffahrkollisionen durch Lkw vorrangig mit Fahrerassistenzsystemen wie dem automatischen Notbremsassistenten adressiert werden müssen, gilt es, beim Heckanprall auf Lkw oder Anhänger zunächst die Möglichkeiten mittels eines verbesserten hinteren Unterfahrschutzes auszuschöpfen. Solche Zusammenstöße ereignen sich häufig auf Autobahnen. Alleinunfälle von N3-Güterkraftfahrzeugen mit schweren Verletzungsfolgen sind hingegen vergleichsweise selten. Von 143 getöteten Lkw-Insassen im Jahr 2014 kamen sieben bei Alleinunfällen ums Leben.

Im Rahmen des Projekts wurden auch strukturierte Interviews mit knapp 100 Lkw-Fahrern geführt, um sich unter anderem nach den Arbeitsbedingungen von Fernfahrern zu erkundigen. Etwa zwei Drittel der Befragten gaben dabei an, wöchentlich mehr als 50 Stunden zu arbeiten und etwa ein Drittel berichtete von Schwierigkeiten, die vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten zu können. Die Beobachtung von insgesamt 645 Fahrern während Vorbeifahrten an N3-Güterkraftfahrzeugen auf Brandenburger Autobahnen zeigte außerdem, dass manche Fahrer mit fahrfremden Nebentätigkeiten befasst sind.

Innerorts-Unfälle mit schweren Unfallfolgen haben mehrheitlich ungeschützte Verkehrsteilnehmer als Gegner. Insbesondere Radfahrer wurden dabei in Rechts-Abbiege-Manövern von Güterkraftfahrzeugen oftmals überrollt. Selbst bei überlebten Überroll-Traumata sind schwerste Langzeitfolgen für die Betroffenen zu befürchten. Elektronischen Abbiege-Assistenten wird daher ein hohes Unfallvermeidungspotenzial zugeschrieben.

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