Quads im Unfallgeschehen
Seit etwa 10 Jahren treten Quads verstärkt auch in Deutschland in Erscheinung. Mittlerweile schätzt man den Bestand auf rund 150.000 Fahrzeuge.
Dabei findet man die Fahrzeuge nicht mehr nur als Spaßgeräte auf nichtöffentlichem Gelände, sondern auch im Straßenverkehr. Das wirkt sich auch auf die Unfallzahlen aus.
Wie auch bei den Unfallzahlen, sind bei den Zulassungen keine genauen Zahlenangaben möglich, da es jeweils keine eigene Quad-Kategorie gibt. Bei den Quads handelt es sich um vierrädrige, offene Fahrzeuge mit speziellen technischen Ausprägungen, die auch das Unfallgeschehen bestimmen. So ist die Mehrzahl der Fahrzeuge ohne Differential an der Hinterachse ausgestattet, ein Daumengashebel ersetzt den bewährten Gasdrehgriff und die Fahrer sind ungeschützt wie auf einem Motorrad.
Für die Untersuchungen im Rahmen dieser Studie standen 488 Unfälle mit Quad-Beteiligung in Bayern aus den Jahren 2009-2012 zur Verfügung. Es zeigt sich bezogen auf den Fahrzeugbestand und die Fahrleistung, dass das Risiko für einen Quad-Unfall mit Personenschaden mehr als doppelt so hoch ist im Vergleich zum Pkw. Das Risiko bei einem Quad-Unfall getötet oder schwer verletzt zu werden, ist sogar um den Faktor 10 erhöht.
Die Unfallanalysen zeigen typische Unfallmuster, die sich zum Teil auf die technischen Besonderheiten dieses Fahrzeugs zurückführen lassen: 40 % der Quad-Unfälle und ca. die Hälfte der Getöteten und Schwerverletzten sind dem Unfalltyp „Fahrunfall“ zuzuordnen. Abkommen von der Fahrbahn und Kurvenfahrt stellen in Kombination aber auch einzeln ein Problem dar. Grund hierfür kann die mangelnde Fahrpraxis im Umgang mit einem Fahrzeug ohne Differential sein, das den Fahrer bei Kurvenfahrt vor Probleme stellt. Häufig kommt es im Anschluss zu einer Kollision mit Hindernissen neben der Fahrbahn oder mit entgegenkommenden Fahrzeugen, die für den ungeschützten Quad-Fahrer oft schwere oder tödliche Verletzungen zur Folge haben. Häufiger als bei Motorradunfällen stellt der Alleinunfall mit 40 % einen Schwerpunkt bei den Unfällen dar. Junge Fahrer stellen die größte Gruppe der unfallverursachenden Fahrer im Unfallmaterial. Darüber hinaus lieferte die Schadenbilanz eines deutschen Versicherers weitere Erkenntnisse: Es zeigt sich u. a., dass die leichteren Unfälle häufig mit Handling-Problemen verbunden waren.
Der durchgeführte Crashtest bildet mit dem Verlassen der Fahrbahn bei Kurvenfahrt und anschließender Kollision mit einer Baumreihe neben der Fahrbahn einen für Quad-Unfälle typischen Unfallhergang ab. Die Aufprallgeschwindigkeit des Quads lag bei 53,6 km/h. Die gemessenen Belastungswerte Am Kopf und Hals des Dummys lagen alle nicht über den gängigen Grenzwerten. Das sagt allerdings nichts über den offensichtlich nicht harmlosen Unfall aus. Vielmehr zeigt es, dass ein herkömmlicher Dummy mögliche schwere Verletzungen aufgrund des Fehlens von entsprechenden Messstellen am Dummy gar nicht erfassen kann.
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