Landstraße, Radverkehr, Fahrrad
Land­straße

Ana­lyse schwe­rer Rad­un­fälle auf Land­stra­ßen

Im Jahr 2023 gab es auf Landstraßen 189 getötete und 2.996 schwerverletzte Radfahrende. Das entspricht etwa 42 Prozent aller getöteten bzw. 21 Prozent aller schwerverletzten Radfahrenden deutschlandweit. Diese Zahlen stagnieren seit 2018 auf hohem Niveau, Ausnahmen bilden zum Teil die Jahre 2020 und 2022 während der COVID-19-Pandemie ohne signifikanten Einfluss auf den langfristigen Trend. Deshalb hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) die vorliegende Studie in Kooperation mit dem Lehr- und Forschungsgebiet „Straßenverkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik“ der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt.

Im Jahr 2023 gab es auf Landstraßen 189 getötete und 2.996 schwerverletzte Radfahrende. Das entspricht etwa 42 Prozent aller getöteten bzw. 21 Prozent aller schwerverletzten Radfahrenden deutschlandweit. Diese Zahlen stagnieren seit 2018 auf hohem Niveau, Ausnahmen bilden zum Teil die Jahre 2020 und 2022 während der COVID-19-Pandemie ohne signifikanten Einfluss auf den langfristigen Trend. Deshalb hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) die vorliegende Studie in Kooperation mit dem Lehr- und Forschungsgebiet „Straßenverkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik“ der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt, um umfassende Erkenntnisse zum Unfallgeschehen unter Beteiligung von Radfahrenden auf Landstraßen wissenschaftlich zu analysieren, die unfallauffälligen Verkehrsanlagen zu identifizieren und Empfehlungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Radfahrenden auf derartigen Straßennetzteilen herzuleiten. Zentrale Fragen der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1.  Wie haben sich die Unfälle mit Beteiligung von Radfahrenden im Zeitraum 2010 bis 2020 auf Landstraßen entwickelt?
  2.  Bei welchen Unfallkonstellationen werden Radfahrende tödlich oder schwer verletzt und gibt es bestimmte Umstände, die diese Unfälle begünstigen? Lassen sich Sicherheitsdefizite durch Bestandsaudits an unfallauffälligen Verkehrsanlagen erkennen?
  3. Welche Maßnahmen können zu einer wirksamen Verbesserung der Sicherheit von Radfahrenden auf Landstraßen beitragen?

Wesentliche Ergebnisse und Empfehlungen

Besonders unfallträchtig sind Knotenpunkte (Kreuzungen und Einmündungen), wo sich etwa zwei Drittel der schweren Radunfälle (68 Prozent) ereignen. Solche mit tödlichem Ausgang verursachen laut Polizei-Statistik die Radfahrenden zwar mehrheitlich selbst, etwa indem sie Autos die Vorfahrt nehmen. Jedoch ist dies häufig Folge fehlender geeigneter Sicherheitsmaßnahmen: Die Detailanalyse zeigt, dass oft ein eigener Radweg fehlt, es an zwei von drei Stellen Sichthindernisse gibt und Autos an jedem zweiten unfallauffälligen Knotenpunkt 70 km/h oder mehr fahren dürfen. Besonders gefährlich sind Einbiegen/Kreuzen-Unfälle und Radwege, die in zwei Richtungen befahrbar sind. Radfahrende von rechts, die Vorfahrt haben, werden leicht übersehen. An derartigen typischen Unfallsituationen sollten die zuständigen Behörden sichere Überquerungsmöglichkeiten für Radfahrende schaffen, die Sichthindernisse beseitigen (z.B. durch eine regelmäßige Grünpflege oder Freihalten der erforderlichen Sichtfelder) und an schlecht einsehbaren Kreuzungen mit Radverkehr die zulässige Höchstgeschwindigkeit herabsetzen. 

Auf der "Freien Strecke“ ereignen sich etwa 32 Prozent der schweren Radunfälle. Drei von vier davon an Strecken, wo kein Radweg vorhanden ist. Auch hier würden Radwege die Sicherheit verbessern. Schnelle Autos und ungeschützter Radverkehr gehören wegen der großen Geschwindigkeitsunterschiede nicht auf eine gemeinsame Fahrbahn. An den untersuchten Unfallstellen gelten weit überwiegend mindestens 70 Stundenkilometer. Unfallbegünstigende Faktoren sind schlechte Sichtverhältnisse, etwa im Schatten der Bäume oder bei Dämmerung.  Meist fuhren Autos von hinten auf Radfahrende auf. Für sicheren Radverkehr sollten vorhandene Radwege ausgebaut, neue angelegt oder bestehende Wirtschaftswege genutzt werden.  

Auto- und Radfahrende sollten durch gezielte Kampagnen für sicheres Fahren auf Landstraßen sensibilisiert werden. Autofahrer müssen dort jederzeit mit Radfahrenden rechnen, bei geringer Sichtweite den Fuß vom Gas nehmen und bremsbereit sein. Radfahrende sollten schnell befahrene Landstraßen möglichst meiden und sichere Umwege in Kauf nehmen. Ältere Verkehrsteilnehmende verunglücken überproportional häufig schwer oder tödlich. Fahrtrainings können zusätzlich helfen, sicher Fahrrad zu fahren. Die Verbreitung von Fahrassistenzsystemen in Kraftfahrzeugen sollte gefördert werden, die auch bei höheren Geschwindigkeiten vor Kollisionen mit Radfahrenden warnen oder diese aktiv verhindern.


 

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