Überholen in den Tod – Motorradfahrer mit hohem Risiko und wenig Überlebenschancen
Die Motorradsaison steht unmittelbar bevor. Doch schon jetzt ist klar, dass einige hundert Biker diese Saison nicht überleben werden. Im vergangenen Jahr starben 651 Motorradfahrer auf Deutschlands Straßen, 9.690 wurden schwer verletzt. Wie wenig Chancen ein Motorradfahrer beim Frontalcrash – dem klassischen Überholunfall – mit einem Auto hat, war jetzt bei Crashversuchen auf dem Flugplatz Neuhardenberg zu sehen.
Dort fuhr ein Motorrad mit rund 90 km/h frontal in einen genau so schnellen entgegenkommenden Pkw. Die spektakulären Crashbilder sind auf www.youtube.de/unfallforschung zu sehen. Das für den Motorradfahrer-Dummy katastrophale Ergebnis kommentierte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), vor Ort: „Es ist tödlicher Leichtsinn, wie gefährlich viele Motorradfahrer überholen. Nicht nur an unübersichtlichen Strecken, auch an Geraden fahren sie bei Unfällen oft ungebremst in den Gegenverkehr und damit in den Tod."
Nach Auswertungen der UDV haben Motorradfahrer fünf mal häufiger Überholunfälle mit Verletzten oder Getöteten, als alle anderen Verkehrsteilnehmer zusammen. An fast jedem dritten Überholunfall in Deutschland, bei dem es Tote gibt, ist ein überholender Motorradfahrer beteiligt. Dabei ist nach Recherchen in der Unfalldatenbank der UDV das Motorrad oft schneller als der Unfallgegner. Die Geschwindigkeitsdifferenz beim Aufprall ist nicht selten 140 km/h und mehr. Mit der Folge, dass rund 80 Prozent der Motorradfahrer und 60 Prozent der Unfallgegner vor dem Aufprall nicht mehr reagieren konnten.
Da technische Einrichtungen am Auto und Motorrad momentan solche Unfälle nicht vermeiden oder abschwächen können, setzt Brockmann weniger auf die Technik und mehr auf den Menschen: „Das höchste Sicherheitspotenzial liegt beim Motorradfahrer selbst. Biker müssen lernen, ihr Risiko beim Überholen besser einzuschätzen". Helfen könnte dabei ein Sicherheitstraining im Straßenverkehr.
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