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Corona hat kaum Ein­fluss auf grund­sätz­li­che Ein­stel­lun­gen

Das geringere Verkehrsaufkommen in Zeiten des Corona-Lockdowns hat das Sicherheitsempfinden der Deutschen im Straßenverkehr geringfügig verbessert: 58 Prozent der in einer Studie Befragten gaben Mitte des Jahres an, sich sicher oder sehr sicher zu fühlen.

Das war eine Steigerung um vier Prozentpunkte zu den Werten am Ende des Jahres 2019. Dazu gehören auch leicht günstige Veränderungen bei Begriffen wie „stressig“ oder „erfordert Aufmerksamkeit“. Auf der anderen Seite wird bei den Kategorien „zu schnelles Fahren“ und „Aggressivität“ bei der Wahrnehmung anderer Verkehrsteilnehmer eine Verschlechterung gesehen.  Bei der Beurteilung des eigenen Verhaltens gaben demgegenüber drei Viertel aller Befragen an, dass sich durch Corona nichts verändert habe. Diese Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung zieht sich auch durch die gemessenen Werte zu aggressiven Verhaltensweisen vor den Corona-Maßnahmen.

Dies sind einige der Ergebnisse der Studie „Verkehrsklima 2020“, die die Unfallforschung der Versicherer (UDV) am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Für die Studie wurden Ende 2019 rund 2000 Personen und Mitte 2020 von diesen noch einmal 1300 Personen repräsentativ befragt. „Diese unterschiedliche Selbst- und Fremdwahrnehmung war auch schon in den vorherigen Studien klar erkennbar“, sagt  UDV-Leiter Siegfried Brockmann.  So hätten 92 Prozent der Befragten zu dichtes Auffahren, um ein Einscheren eines anderen Fahrzeugs zu verhindern, bei anderen gesehen, aber nur jeder vierte gibt an, dies gelegentlich auch selbst zu tun. „Strafandrohungen oder Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung laufen so ins Leere, da die Adressaten sich gar nicht angesprochen fühlen“, skizziert Brockmann das Problem.

Insgesamt haben sich die Werte zu aggressivem Verhalten gegenüber den Vorgängerstudien nicht gravierend verändert, sind aber unverändert besorgniserregend: Fast die Hälfte der Autofahrer gaben an, sich sofort abreagieren zu müssen, wenn sie sich ärgern. Das geschieht offenbar häufig über das Gas geben, da 47 Prozent der Befragten sagen, dass sie bei Ärger viel schneller fahren als erlaubt. Angesichts der Gefährlichkeit des Verhaltens ist es auch keine Beruhigung, wenn nur jeder Vierte gelegentlich Gas gibt, wenn er überholt wird.

Auf den ersten Blick hat die öffentliche Debatte über das zu enge Überholen von Radfahrern gewirkt: 96 Prozent der Autofahrer sagt von sich selbst, dass sie besonders viel Rücksicht nehmen, wenn sie Radfahrer überholen. Allerdings scheint auch das eher eine sozial erwünschte Antwort zu sein. Gleichzeitig beobachten nämlich 93 Prozent bei anderen ein zu enges Überholen.

Die UDV wollte auch wissen, welche Maßnahmen die Deutschen für sinnvoll halten bzw. befürworten, um die Verkehrssicherheit zu verbessern. Drei Viertel aller Befragten halten danach Alkohol am Steuer für sehr gefährlich und wünschen sich eine Null-Promille-Regelung. Mehr als zwei Drittel der Deutschen wünscht sich einen verpflichtenden Sehtest alle 15 Jahre. Gut die Hälfte der Befragten hält ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen für richtig (53 Prozent), knapp die Hälfte auch ein Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen (47 Prozent). Tempo 30 in Städten würde dagegen nur ein gutes Drittel (39 Prozent) unterstützen.

Im Kontrast zu den gewünschten Maßnahmen zeigt sich bei den selbst berichteten Regelverstößen beim Thema Fahren unter Alkoholeinfluss eine seit Jahren positive Tendenz: Inzwischen sagen 93 Prozent der Befragten, dass sie nicht unter Alkoholeinfluss fahren würden. Dies ist besonders bemerkenswert, als die gefühlte Entdeckungswahrscheinlichkeit zurückgegangen ist. „Hier zeigt sich die große Wirkung einer sozialen Norm“, so UDV-Chef Brockmann. Fahren unter Alkohol sei zunehmend von der Gesellschaft nicht mehr toleriert. Das müsse bei anderen Delikten, vor allem beim Thema Geschwindigkeit auch gelingen.


Ansprechpartner:
Siegfried Brockmann
Leiter Unfallforschung
Tel: 030 – 20205820
Mail: s.brockmann@gdv.de

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