Mehr Sicherheit für Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr
Fachleute aus ganz Deutschland sind sich einig: Trotz aller Erfolge in den vergangenen Jahrzehnten, kann und muss noch mehr für die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr getan werden. Bei einem zweitägigen Symposium der Unfallforschung der Versicherer mit Unterstützung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), der Deutschen Verkehrswacht (DVW) und der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ diskutierten in Berlin rund 100 Experten, welche Potentiale in den Bereichen „Infrastruktur“, „Fahrzeug“ und „Verhalten“ zur Reduzierung der Unfallzahlen vorhanden sind.
Zwar hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Unfälle von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr fast halbiert und auch die Zahl der im Auto getöteten Kinder im Alter bis 14 Jahre hat 2006 einen historischen Tiefststand erreicht. Dennoch fordern 35.000 Kinderunfälle im Straßenverkehr mit 136 Getöteten und 5.700 Schwerverletzen zum Handeln heraus.
Im Bereich „Infrastruktur“ wurde festgestellt, dass intelligente bauliche Maßnahmen ein sehr hohes und vor allem dauerhaftes Unfallvermeidungspotential haben. Es muss aber künftig noch mehr „ganzheitlich“ gedacht werden. Das heißt: nicht nur Bau und Betrieb von Strassen müssen zusammenpassen (also keine vierspurigen Tempo 30 Zonen).
Bauliche Maßnahmen müssen Hand in Hand gehen mit der Überwachung, der Mobilitätserziehung und der Öffentlichkeitsarbeit vor Ort.
Weitere wichtige Punkte:
- Radwegenetze zum Schutz radelnder Kinder außerorts.
- Sichtkontakt zwischen Verkehrsteilnehmern und Erkennbarkeit von Fußgängern und Radfahrern muss vor allem an Knotenpunkten und Querungsstellen gewährleistet sein. Dazu gehören auch Eingriffe in den ruhenden Verkehr.
- Durchsetzung nutzungsverträglicher Höchstgeschwindigkeiten.
Im Bereich „Fahrzeug “ lassen sich sowohl bei der passiven als auch bei der aktiven Sicherheit Verbesserungen erzielen. Die Sicherungsquote von Kindern in Autos und Bussen muss weiter erhöht werden und die Fehlanwendung (misuse) von Sicherungssystemen (beispielsweise durch ISOFIX) minimiert werden. Kinder als Fußgänger und Fahrradfahrer können durch eine bessere Gestaltung der Fahrzeugfront wirksamer vor schweren oder tödlichen Verletzungen geschützt werden.
Moderne Fahrerassistenzsysteme wie Bremsassistenten oder Kollisionswarner mit Fußgängererkennung, sowie Systeme zur Vermeidung des Toten Winkeln können ebenfalls helfen, schwere Unfälle vermeiden.
Im Bereich „Verhalten“ wurde klar, dass Eltern eine zentrale Rolle für die Verkehrssicherheit übernehmen müssen. Darüber hinaus muss die Verkehrs- und Mobilitätserziehung schon im Kindergarten beginnen. Schulen mit vermehrten Ganztagsangeboten bieten auch mehr Chancen zur Vermittlung spezieller Inhalte, nur müssen dann auch die Lehrkräfte durch Pflichtfortbildungen im Bereich Verkehrserziehung fit gemacht werden. Aber auch außerhalb der Schule gibt es Möglichkeiten für Sportvereine, Kirchen oder andere öffentliche Träger, sich diesem Thema anzunehmen.
Vielversprechend erscheinen sogenannte Peergroup-Konzepte, bei denen andere Jugendliche in einer Art Patenschaft den mobilen Nachwuchs unter die Fittiche nehmen und gemeinsam Gefahren, Risiken oder Konfliktpunkte im Straßenverkehr erkennen und vermeiden lernen.