Schutz von zu Fuß Gehenden, Zu Fuß
Schutz von zu Fuß Gehen­den

Bewer­tung des Ver­let­zungs­ri­si­kos an Fahr­zeug­fron­ten

Kommt es zu einer Kollision zwischen einem Fußgänger und einem Pkw, unterscheiden sich die Anprallregionen am Fahrzeug deutlich hinsichtlich ihres Verletzungspotenzials.

Dies konnte mit Hilfe der numerischen Simulation an neun abgeleiteten Fahrzeugkategorien verdeutlicht werden, die die heutige Fahrzeugpopulation auf deutschen Straßen abbilden. Entsprechend der Fahrzeugkategorie kann z. B. der Anprallort des Kopfes eines Kindes an der vorderen Haubenkante, auf der Haube oder auch im Windschutzscheibenbereich liegen. Jeder dieser Anprallorte hat ein eigenes Gefährdungspotenzial. Entsprechend unterschiedlich ist das Verletzungsrisiko beim Fußgänger.

Eine besondere Gefährdung von Kindern geht von Fahrzeugen mit Frontschutzbügeln (Kuhfängern) aus. Untersuchungen haben gezeigt, dass ungeschützte Verkehrsteilnehmer bei Unfällen mit Geländefahrzeugen, die mit Frontschutzbügeln ausgestattet sind, deutlich stärker gefährdet sind als bei Kollisionen mit herkömmlichen Fahrzeugen. Eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen konnte nachweisen, dass bei solchen Fahrzeugen eine deutlich erhöhte Gefährdung für den Kopf von Kindern und für die Oberschenkel und das Becken von Erwachsenen besteht (*).

Um das Verletzungsrisiko für Fußgänger an verschiedenen Fahrzeugfronten zu quantifizieren, wurde der VERPS-Index (Vehicle Related Pedestrian Safety) entwickelt. Dieser Index ist in der Lage, das Verletzungsrisiko für Kinder und Erwachsene bei verschiedenen Kollisionsgeschwindigkeiten fahrzeugspezifisch zu ermitteln. Damit können auch technische Maßnahmen an der Fahrzeugfront bewertet werden.

Aktive Sicherheit gegen Fußgängerunfälle

Der Beitrag von aktiven Sicherheitssystemen (z. B. Bremsassistent) kann mit Hilfe des VERPS+-Indexes ermittelt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass passive Maßnahmen an der Fahrzeugfront (aufstellende Haube, günstige Frontgestaltung) in der Lage sind, das Verletzungsrisiko für den Kopf eines Kindes bei einer Kollision im Vergleich zum Serienfahrzeug zu halbieren. Wurden sowohl passive als auch aktive Maßnahmen (intelligenter Bremsassistent) am Fahrzeug umgesetzt, konnte das Kopfverletzungsrisiko für Kinder am Beispielfahrzeug auf ein Sechstel reduziert werden. Dies alles zeigt, dass auch fahrzeugseitig die Möglichkeit besteht, die Verletzungsfolgen bei einem Unfall mit einem Fußgänger zu mindern oder sogar den Unfall ganz zu verhindern, z. B. durch einen Bremsassistenten.

Literaturhinweis: „Fußgängerschutz - Unfallgeschehen, Fahrzeuggestaltung, Testverfahren“
Kühn, M., Fröming, R., Schindler, V. (2006): Fußgängerschutz – Unfallgeschehen, Fahrzeuggestaltung, Testverfahren. Fachbuch, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2007, ISBN-10 3-540-34302-4
(*) Zellmer H., Schmid M. (1995): Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern durch Frontschutzbügel an Geländefahrzeugen. BASt-Arbeitsprogramm-Nr. 92512, Bergisch Gladbach, Februar 1995

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