Kreuzung
Kreu­zung

Kreu­zun­gen nach nie­der­län­di­schem Vor­bild ver­schlech­tert Sicht für LKW

Rund zwei Drittel aller polizeilich registrierten Radverkehrsunfälle innerorts mit Personenschaden und mehreren Beteiligten ereignen sich an Kreuzungen, Einmündungen und Zufahrten; etwa jeder fünfte Unfall davon beim Abbiegen nach rechts.

Die sehr schlechte Sicht nach rechts hinten bei allen Fahrzeugen, aber insbesondere der sogenannte „tote Winkel“ bei Lieferfahrzeugen und LKW, erschwert die Sicht auf von hinten kommende Radfahrende, die die Kreuzung geradeaus passieren wollen. Immer wieder kommt es dadurch zu schwersten Unfällen zwischen rechts abbiegenden LKW und Radfahrenden.

Ein vermeintlich neues Kreuzungsdesign soll helfen, diese Kreuzungsunfälle und insbesondere die schweren Rechtsabbiegeunfälle zu reduzieren. Die häufig als „Niederländische Kreuzung“ oder „Protected Intersection“ bezeichnete Idee unterscheidet sich dabei in einigen Punkten von den in aktuellen deutschen Regelwerken dargestellten Planungsvorgaben. Insbesondere wird der Radverkehr an Einmündungen um fünf Meter von der Fahrbahn abgesetzt geführt. Dadurch soll unter anderem ein besserer Sichtkontakt zwischen den Führenden abbiegender LKW und den Radfahrenden hergestellt werden.

Fahrversuche, die die Unfallforschung der Versicherer durchgeführt hat, zeigten jedoch, dass ein direkter Sichtkontakt bei einer 5 bis 6m abgesetzten Furt nicht hergestellt werden konnte. Zudem funktionierten die inzwischen in vielen Neufahrzeugen vorhandenen, als Nachrüstlösungen vom Bund geförderten und ab 2022 europaweit vorgeschriebenen Abbiegeassistenten bei diesem Kreuzungsdesign nicht mehr zuverlässig.

Die von der Unfallforschung der Versicherer zusätzlich in Auftrag gegebenen Simulationen bestätigten, dass selbst bei einem Absetzmaß von 9 Metern Radfahrende, die sich zügig von hinten nähern, nur für den Bruchteil einer Sekunde im seitlichen Fenster zu sehen sind. Mit größeren Absetzmaßen wird zudem die Sicht über die Spiegel deutlich schlechter. Radfahrende sind nur noch kurz vor dem Anprall im Rampen- und Frontspiegel erkennbar.

Abgesetzte Furten bis 9m verschlechtern insgesamt die Möglichkeit Radfahrende durch LKW-Führende rechtzeitig zu erkennen und hebelt zudem die Wirkung von Abbiegeassistent aus. Die UDV kann daher die „Protected Intersection“ nach aktuellem Stand nicht vorbehaltslos empfehlen. Gleichzeitig sollte man neue Ansätze aber nicht grundsätzlich verwerfen.  Es besteht allerdings erheblicher Forschungs- und Diskussionsbedarf; auch dazu, wie die Barrierefreiheit bei solchen Lösungen sichergestellt werden kann.

Ein wesentliches und unstrittiges Merkmal von sicheren Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen ist hingegen die signaltechnische Trennung abbiegender Verkehre. Wenn Abbiegeverkehr und Fuß- und Radverkehr nicht mehr gemeinsam signalisiert sind, kann ein hohes Maß an Sicherheit gewährleistet werden. Das ist auch die Regellösung in den Niederlanden. Die UDV plädiert dafür, dies jetzt mit deutlich höherer Umsetzgeschwindigkeit voranzutreiben.

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