Verkehrserziehung, Kinder
Ver­kehrs­er­zie­hung

Geschwin­dig­keits­wahr­neh­mung bei Kin­dern

Kinder verunglücken im Straßenverkehr häufig, wenn sie zu Fuß eine Straße überqueren und nicht auf herannahende Fahrzeuge achten. Eine Studie der UDV hat daher untersucht, wie Kinder Geschwindigkeiten wahrnehmen und wie sie sich bei Straßenquerungen verhalten.

An der Studie nahmen insgesamt 183 Kinder zwischen 5 und 14 Jahren teil. Sie sollten in einem Feld- und einem Laborexperiment entscheiden, ob sie vor einem herannahenden Fahrzeug noch loslaufen würden oder nicht. Das Fahrzeug befand sich in drei verschiedenen Entfernungen: eine Querung (1) wäre sicher möglich gewesen, (2) wäre sehr knapp gewesen oder (3) hätte zu einer Kollision geführt. Variiert wurden u.a. die Annäherungsrichtung der Fahrzeuge (rechts oder links) und die Geschwindigkeiten (30; 50; 60 km/h; Beschleunigung von 20 auf 50 km/h). Zusätzlich wurden die Blickbewegungen und Reaktionszeiten der Kinder erfasst sowie die Aufmerksamkeit und das Gefahrenbewusstsein untersucht.

Ausgewählte Ergebnisse

Mit zunehmendem Alter verbessern sich die Straßenquerungsentscheidungen der Kinder. Aber auch Kinder zwischen 13 und 14 Jahren haben noch Schwierigkeiten, vor allem, wenn die Fahrzeuge von rechts kommen. Dies erfordert offenbar eine höhere kognitive Leistung.

Bei niedrigen Geschwindigkeiten von 30 Kilometern pro Stunde entscheiden sich die Kinder häufiger dazu, loszulaufen als bei höheren Geschwindigkeiten. Die Entscheidungen sind aber nicht unbedingt besser. Zwar nehmen die korrekten, sicheren Entscheidungen zu, aber auch die riskanten und die, die zu Kollisionen geführt hätten. Die Kinder fühlen sich demnach eher dazu in der Lage die Straße zu überqueren, aber die Entscheidungen sind nicht sicherer als bei höheren Geschwindigkeiten.

Die Blickbewegungen und Reaktionszeiten sowie Aufmerksamkeit und Gefahrenbewusstsein der Kinder verbessern sich mit zunehmendem Alter, sind aber keine Garantie für bessere Querungsentscheidungen.

Folgende Empfehlungen lassen sich ableiten:

  • In Wohn- und Freizeitquartieren sollten Geschwindigkeitsbegrenzungen von höchstens 30 Kilometern pro Stunde herrschen.
  • Da auch ältere Kinder noch Schwierigkeiten haben, sollten nicht nur vor Kitas und Grundschulen, sondern auch vor weiterführenden Schulen sichere Fußgängerüberwege installiert werden.
  • Kinder sollten das Verhalten bei Straßenquerungen oft und realitätsnah trainieren, um ihr Gefahrenbewusstsein und Routinen zu entwickeln. Dabei sollten sie von Erwachsenen begleitet werden, die nur im Notfall eingreifen.
  • In weiteren Forschungsstudien sollten niedrigere Geschwindigkeiten von unter 30 Kilometern pro Stunde betrachtet werden. Zudem sollten Kinder über 14 Jahre einbezogen werden, um die weitere Entwicklung zu betrachten.


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