Automatisiertes Fahren, Anforderungen an Fahrende
Auto­ma­ti­sier­tes Fah­ren

Über­nah­me­zei­ten beim hoch­au­to­ma­ti­sier­ten Fah­ren

Fahrzeuge in denen der Fahrer Teilstrecken automatisiert fahren kann und die Fahrt nicht mehr überwachen muss, befinden sich derzeit bei vielen Automobilherstellern in der Entwicklung.

Wenn diese hochautomatisierten Fahrzeuge Fahraufgaben nicht mehr bewältigen können, muss die Steuerung an den Fahrer zurückgegeben werden. Hierzu ist es notwendig, dem Fahrer einen ausreichenden Zeitraum für die Übernahme der manuellen Kontrolle über das Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, damit die Übernahme sicher und komfortabel ablaufen kann. 

Um die Frage der sicheren Übernahme zu beantworten, hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) eine empirische Studie konzipiert und durchgeführt, die herausfinden sollte, wann eine vollständige motorische und kognitive Kontrolle über ein Fahrzeug nach einer Phase der hochautomatisierten Fahrt wiederhergestellt wurde.

Es zeigte sich, dass 90 Prozent der Fahrer nach einer Fahrt mit hoher Ablenkung nach 3-4 Sekunden das erste Mal den Blick wieder auf die Straße gerichtet hatten, nach 6-7 Sekunden die Hände wieder am Lenkrad und die Füße wieder an den Pedalen hatten und nach 7-8 Sekunden die Automation abschalteten.

Untersucht man allerdings als Indikatoren des Situationsbewusstseins für die Fahrsituation den ersten Blick in den Spiegel und den Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige, werden 12-15 Sekunden benötigt. Diese Reaktionen, die zum Verständnis der aktuellen Verkehrssituation notwendig sind, sind damit um bis zu 5 Sekunden verzögert im Vergleich zu der gleichen Situation bei einer manuellen Fahrt. Ein Teil dieses Zeitraums könnte eingespart werden, wenn Fahrer in einer Übernahmesituation kein externes Gerät (z. B. Smartphone, Tablet) aus den Händen legen müssten.

Voraussetzungen für eine sichere Übernahme

Die folgenden Punkte fassen die Voraussetzungen für eine sichere Übernehme der manuellen Steuerung nach einer hochautomatisierten Fahrt zusammen:

Der Fahrer wird so früh wie möglich und so eindeutig wie möglich von der Notwendigkeit zur Übernahme der Steuerung in Kenntnis gesetzt.

  • Sollen mindestens 90 Prozent der Fahrer richtig reagieren können, muss die Übergabezeit mehr als acht Sekunden betragen. In dieser Zeit legt ein Fahrzeug bei einer Fahrgeschwindigkeit von 120 km/h etwa 267 Meter zurück.
  • Die Automation muss während des Übernahmeprozesses so lange aktiv bleiben, bis der Fahrer eindeutig die Bereitschaft zur Übernahme der Steuerung signalisiert hat.
  • Bleibt die Übernahme aus, muss die Automation in der Lage sein, einen risikominimalen Zustand herbeizuführen, der für die vorliegende Situation angemessen ist.
  • Das Fahrzeug erkennt 100 Prozent aller Situationen, die zu einer Übergabe der Steuerung an den Fahrer führen, ausreichend früh, um die Übernahmezeit zu gewährleisten.

Weitere Empfehlungen für eine sichere Übernahme

  • Eine sichere und komfortable Übernahme der manuellen Steuerung nach einer hochautomatisierten Fahrt durch den Fahrer könnte durch bestimmte Maßnahmen erleichtert werden:
  • Die Automation sollte umfassend, aber sparsam, über die vorliegende Situation informieren, um den Aufbau eines Situationsbewusstseins nach einer automatisierten Fahrt zu vereinfachen.
  • Eine erhöhte Assistenzbereitschaft des Fahrzeugs nach der Übernahme der Steuerung durch den Fahrer könnte dazu beitragen, unangebrachte Reaktionen durch den Fahrer zu vermeiden (z.B. Verhindern von unnötigen Vollbremsungen oder Ausweichmanövern).
  • Eine Warnkaskade unter Verwendung verschiedener Warnmodalitäten kann dem Fahrer die Dringlichkeit der Situation vermitteln und die Wahrnehmbarkeit der Warnung gewährleisten.
  • Fahrer könnten gezielt für die Fähigkeiten und Grenzen einer automatisierten Fahrfunktion geschult werden, so dass angemessene Reaktionen im Falle einer Übernahme sichergestellt sind und ein zu frühes Ausschalten der Automation verhindert wird.

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