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Ver­kehrs­ge­richts­tag 2017: Senio­ren im Stra­ßen­ver­kehr

Die Zahl der autofahrenden Senioren über 75 wird sich angesichts verändernder Demographie und der zunehmenden Zahl weiblicher Führerscheinbesitzer in den kommenden 20 Jahren etwa verdoppeln.

Zurzeit sind die tatsächlichen Unfallzahlen von Senioren noch kein Grund, gesetzgeberische Maßnahmen zu erwägen. Allerdings verursachen Senioren schon heute drei Viertel aller Unfälle, an denen sie beteiligt sind, selbt. Dieser Anteil ist damit höher als bei der Hochrisikogruppe der 18- bis 21-Jährigen.

Mögliche Maßnahmen müssen also vor allem Autofahrer jenseits des 75. Lebensjahres im Blick haben. Bevor aus dem heute noch kleinen ein großes Problem wird, sollten wissenschaftlich fundierte Antworten entwickelt und für die notwendige gesellschaftspolitische Diskussion genutzt werden.

Aus Sicht der Unfallforschung der Versicherer (UDV) haben sämtliche aus dem Ausland bekannte Screenings älterer Autofahrer keinen positiven Effekt auf die Verkehrssicherheit. Zwar kann in Tests bewiesen werden, dass die motorische, sensorische und kognitive Leistungsfähigkeit im Alter nachlässt, allerdings lassen sich im Labor gemessene Defizite nicht auf das tatsächliche Risiko „hochrechnen“, im realen Straßenverkehr einen Unfall zu verursachen. Auch erwiesen ist, dass ältere Autofahrer vor allem bei komplexen Verkehrssituationen Probleme haben – deshalb nehmen im Alter die Kreuzungsunfälle zu, die Überhol- und Geschwindigkeitsunfälle dagegen ab.

Hausärzte, die von den Senioren als Ansprechpartner geschätzt werden, sitzen nicht mit im Auto und können nur medizinische Defizite feststellen, die aber nur für einen kleinen Teil der Probleme am Steuer ursächlich sind.

Ein Ausweg könnte eine zu entwickelnde Rückmeldefahrt sein, deren Ergebnis unter vier Augen bleibt. Sie würde das Erkenntnisproblem vieler Senioren beseitigen und die Familien bei ihrem Anspracheproblem entlasten. Dabei soll die Rückmeldung einer geschulten Begleitperson nicht in erster Linie zum Ziel haben, dass Ältere das Autofahren aufgeben; sondern stattdessen Möglichkeiten zum Erhalt einer sicheren Mobilität aufzeigen, zumal Senioren als Radfahrer und Fußgänger ebenfalls überproportional gefährdet sind. Das Instrument der Rückmeldefahrt sollte zunächst freiwillig angeboten und in der Praxis optimiert werden. Sollte sich allerdings zeigen, dass auf diese Weise die Zielgruppe nicht ausreichend erreicht wird, kann auch eine verpflichtende Teilnahme in Betracht kommen.

Ansprechpartner:
Siegfried Brockmann
Leiter Unfallforschung
Tel: 030-2020-5820
Mail: s.brockmann@gdv.de

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