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Unge­nü­gen­der Sicher­heits­abstand gra­vie­ren­des Unfall­ri­siko

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat mit einem „echten" Unfall bei Tempo 100 gezeigt, dass selbst ein Profi hinter dem Steuer nicht mehr reagieren kann, wenn der Vordermann plötzlich bremst und der Sicherheitsabstand nicht eingehalten wurde.

Die Folge: Bei 15 Metern Abstand – ein Wert der auf deutschen Autobahnen tagtäglich zu beobachten ist – krachen die Fahrzeuge mit erheblicher Wucht ineinander.

Kein seltenes Szenario: Die Bundesstatistik weist für 2008 rund 43.000 Unfälle mit Verletzten oder Getöteten aus, bei denen die Ursache „Ungenügender Sicherheitsabstand" war. Das sind rund 13 Prozent aller Unfälle dieser Kategorie. Auf Autobahnen wurden sogar 29 Prozent aller Unfälle mit Getöteten durch Auffahren verursacht. Ein Blick in die Unfalldatenbank der Versicherer zeigt auch, dass schwere und tödliche Verletzungen bei zwei fahrenden Fahrzeugen (wie im Live-Versuch) noch wahrscheinlicher sind als bei Auffahrunfällen, bei denen ein Fahrzeug schon steht. Außerdem steigt die Unfallschwere nochmals an, wenn mehr als zwei Autos in den Crash involviert sind. Dann ist bei jedem dritten Unfall ein Schwerverletzter oder Getöteter zu erwarten.

Bei der genaueren Anlayse dieser Auffahrunfälle außerorts fällt auf, dass 80 Prozent der Verursacher männlich sind und sich 8 von 10 Unfällen auf frei befahrbarer Strecke ereigneten, also ohne dass Kreuzungen, Einmündungen oder Kreisverkehre den Verkehrsfluss stören.

Warum halten so viele Autofahrer nicht den richtigen Abstand ein, obwohl die Regel: „Abstand = halber Tacho" relativ einfach ist? Die Antwort aus verkehrspsychologischer Sicht ist, dass es eine fatale Wechselwirkung gibt: Autofahrer schätzen in der Regel sowohl Entfernungen als auch Geschwindigkeiten zu niedrig ein. Dazu kommt dass der „typische Auffahrer" (männlich, mittleres Alter, beruflich gut situiert, langjährige Fahrpraxis, stark motorisiert, Vielfahrer) glaubt, mit seiner Fahrerfahrung das erhöhte Risiko kompensieren zu können.

Welche Maßnahmen könnten nach Ansicht der Unfallforschung der Versicherer (UDV) das Problem entschärfen?

  • Intelligente Tempomaten in Kombination mit Notbremssystemen sollten in allen Pkw verbindlich vorgeschrieben werden.

  • Nachrüstbare Abstandswarnsysteme sollten verstärkt angeboten und ihr Einbau empfohlen werden.

  • Über die Wahrnehmungsdefizite und Hilfsmittel (Tachoblick, Leitpfosten) sollte mehr informiert werden.

  • Mit regelmäßigen Kontrollen sollten die „Unbelehrbaren" sanktioniert werden.

Ansprechpartner:
Siegfried Brockmann
Leiter Unfallforschung der Versicherer
Tel.: 030 / 20 20 – 58 20
s.brockmann@gdv.de


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