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Mit Antrieb durch den Som­mer - Pede­lecs? Aber sicher!

Sommerzeit ist Fahrradzeit. Endlich sind die Tage wieder lang genug für ausgedehnte Radtouren – und das muss nicht anstrengend sein:

Mit einem Pedelec fährt es sich dank der Kraft des E-Motors so leicht wie mit starkem Rückenwind. Doch Vorsicht: Die höheren Geschwindigkeiten der Pedelecs bergen Risiken. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) gibt Tipps zu Sicherheit und Technik bei den schnellen Drahteseln. Welcher Fahrradfreund kennt das nicht: Der Berg ist steil und die Muskeln schwach. Vor allem, wenn der ambitionierte Pedaltreter schon einige Kilometer hinter sich gebracht hat. Da wünscht man sich doch die Kinderzeit zurück, in der Mama oder Papa mit einem kräftigen Schubs einfach ein bisschen nachgeholfen haben. Doch dieser menschliche Motor hat mittlerweile adäquaten Ersatz bekommen: Das Pedelec (Pedal Electric Cycle) besticht mit einem elektrischen Zusatzantrieb und sorgt für ein müheloses Dahingleiten. Eine Art des Radelns, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut: Rund eine Million elektrisch unterstützte Fahrräder sind heute insgesamt zwischen Berlin und dem Bodensee unterwegs. Allein 2011 wurden 310.000 Stück verkauft und damit 55 Prozent mehr als im Vorjahr, so Schätzungen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV).

Schnelle Pedelecs sind gefährlich

Obwohl die elektrischen Pedalgefährten immer häufiger Anklang finden, werden die unterschiedlichen Fahrradarten wie E-Bike und Pedelec schon mal durcheinander geworfen. Hier gibt es allerdings einen gravierenden Unterschied: Das E-Bike kann auch ausschließlich elektrisch fahren. Beim Pedelec hingegen unterstützt der Elektromotor die Muskelkraft nur beim Tritt in die Pedale. Und auch beim Pedelec selbst gibt es Unterschiede – je nach Ausstattung kann es unterschiedlich schnell vorangehen: Es gibt Pedelecs vom Typ „Pedelec 25" mit einer elektrischen Unterstützung bis 25 km/h und leistungsstärkere Räder vom Typ „Pedelec 45", auch S-Pedelec genannt. Mit ihnen kann man 45 km/h schnell sein. Rund 97 Prozent aller verkauften Pedelecs gehören laut ZIV zum Typ „Pedelec 25". Fans des Müßiggangs seien jedoch gewarnt: Nach Ansicht der Unfallforschung der Versicherer (UDV) bergen diese Annehmlichkeiten auch Gefahren für die Verkehrssicherheit. Nach drei Crashtests und umfangreichen Fahrversuchen kommen die Unfallforscher in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass Pedelecs ein Risiko für den Fahrer selbst, aber auch andere Verkehrsteilnehmer sein können.

Rasende Radler mit Unfallpotenzial

Wer mit dem Pedelec schneller unterwegs ist, will natürlich nicht hinter langsamen Radfahrern hinterherkriechen. Die höhere Geschwindigkeit verleitet zu leichtsinnigen Überholmanövern auf Radwegen und Radfahrstreifen. Die können, wie der Crashtest der UDV belegt, aufgrund der Geschwindigkeitsunterschiede und der geringen Breite der Wege im Ernstfall mit schweren Unfallfolgen für Rad-und Pedelec-Fahrer enden. „Pedelecfahrer sollten sich nicht durch die neuen Geschwindigkeitsmöglichkeiten verleiten lassen. Es ist eine Binsenweisheit, dass hohe Geschwindigkeiten auch ernste Unfallfolgen bedeuten können", warnt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Und auch die Autofahrer müssen Vorsicht walten lassen. Plötzlich sind selbst Senioren auf ihren City-Bikes schneller unterwegs als sonst – für Autofahrer nicht immer leicht zu erkennen. Riskante Situationen können insbesondere an Ausfahrten und Kreuzungen entstehen. „Egal ob mit oder ohne Helm, beim seitlichen Anprall an ein Auto sind schwere Verletzungen zu erwarten. Das hat unser Crash-Test ganz klar belegt", so Brockmann weiter. Und übrigens: Während die Pedelecs 25 rechtlich Fahrrädern gleichgestellt sind, müssen die S-Pedelecs wie ein Leichtmofa betrachtet werden. Das heißt also: Sie brauchen eine Betriebserlaubnis, ein Versicherungskennzeichen, eine Mofa-Prüfbescheinigung, aber es besteht keine Helmpflicht. Dennoch sollten alle Fahrrad-und Pedelecfahrer immer einen Helm tragen.

Worauf achten beim Kauf?

Pedelec-Konstruktionen sollten bei hohen Geschwindigkeiten stabil sein, schließlich sind Elektrofahrräder größeren Belastungen ausgesetzt als Fahrräder ohne Motor. Die Tests der UDV ergaben, dass bei trockener Fahrbahn alle getesteten Bremsen gut abschnitten. Bei Felgenbremsen sollte man jedoch darauf achten, dass diese mit sogenannten Naßbremsbelägen ausgerüstet sind. Hydraulische Scheibenbremsen haben die besten Bremswerte. „Fast zu gut", so Brockmann, „denn bei zu festem Zupacken blockiert das Vorderrad und man stürzt." Auch bei der Einbaulage und der Charakteristik des Motors gilt es, einiges zu beachten: Nur Motoren, die ihre Kraft nicht ruckartig, sondern linear zum Treteinsatz abgeben, vermitteln ein sicheres Fahrgefühl. Nicht zu empfehlen sind Nabenmotoren im Vorderrad. Vor allem dann nicht, wenn der Motor nicht analog zur Tretkraft arbeitet. Hier kann es besonders auf nassem Untergrund zu kritischen Situationen durch Wegrutschen des Vorderrads kommen. Und natürlich ist vor dem Kauf eine ausgiebige Probefahrt unbedingt notwendig", erklärt Unfallforscher Brockmann. 

Ansprechpartner:
Siegfried Brockmann
Leiter Unfallforschung der Versicherer
Tel.: 030 / 20 20 – 58 20
s.brockmann@gdv.de

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