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UDV for­dert Not­brems­sys­teme für bes­se­ren Fuß­gän­ger­schutz

Fußgänger erleiden bei Unfällen mit Autos häufig schwere Kopfverletzungen. Schützen könnten sie davor serienmäßig eingebaute Notbremssysteme mit Fußgängererkennung. Das hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) in einer Studie herausgefunden, für die 19 aktuelle Fahrzeugmodelle detailliert auf ihren Fußgängerschutz hin untersucht wurden.

Dabei stellte sich heraus, dass sich das Risiko, eine schwere Kopfverletzung bei einem Unfall zu erleiden, selbst bei modernen Autos dramatisch unterscheidet. Weiteres Ergebnis der Untersuchung: Um Fußgänger zu schützen, muss die Aufprallgeschwindigkeit bei einem Unfall reduziert werden. Dies hat die größte positive Wirkung – unabhängig von der Silhouette der Fahrzeugfront (z. B. Kleinwagen, SUV, Van, Limousine) und der Größe des Fußgängers (Erwachsener oder Kind).

Autohersteller gestalten Fahrzeugfronten so, dass sie beim Verbrauchertest Euro-NCAP als „fußgängerfreundlich" bewertet werden. Dazu werden vereinfachte Crashtests durchgeführt. Dies reicht jedoch nach Ansicht der UDV nicht aus, da diese Tests die realen Unfallsituationen nicht ausreichend abbilden. Das jetzt von der UDV auf Grundlage von Realunfällen und Simulationen entwickelte Verfahren zeigt, dass der bislang eingeschlagene Weg, den Aufprall des Fußgängers am Fahrzeug alleine mit konstruktiven Maßnahmen abzumildern, nicht ausreicht. Siegfried Brockmann, Leiter der UDV: „Wir müssen vor allem die Aufprallgeschwindigkeit verringern. Notbremssysteme mit Fußgängererkennung sind dazu notwendig und sollten schnellstmöglich in allen Fahrzeugklassen angeboten werden."

Ergebnisse der Untersuchung:

  • Das Risiko für erwachsene Fußgänger, bei einem Zusammenstoß mit einem Auto, schwere Kopfverletzungen zu erleiden, liegt bei den analysierten Autos zwischen 11 und 86 Prozent und variiert somit fast um den Faktor 8.
  • Fahrzeuge, die ein hohes Verletzungsrisiko bei Erwachsenen aufweisen, können bei Kindern sehr gut abschneiden und umgekehrt.
  • Nur zwei Fahrzeuge zeigen bei 40 km/h bei Erwachsenen ein geringes Verletzungsrisiko.
  • Die aufstellende Haube wurde bei vielen Fahrzeugen nur eine marginale Verbesserung bringen.
  • Erst die aufstellende Haube in Verbindung mit einem Scheibenairbag wurde die Verletzungsschwere deutlich reduzieren – allerdings nur für Erwachsene, nicht oder nur minimal für Kinder.
  • Senkt man die Aufprallgeschwindigkeit nur um 10 auf 30 km/h, beispielsweise durch ein automatisches Notbremssystem mit Fußgängererkennung oder eine niedrigere erlaubte und auch durchgesetzte Geschwindigkeit, schneiden fast alle getesteten Autos gut oder zumindest zufriedenstellend ab – und das bei den unterschiedlichsten Fahrzeugfronten.
  • Für Kinder bringt die 10 km/h Geschwindigkeitsreduzierung mehr als die aufstellende Haube und der Scheibenairbag zusammen.
  • Wird die Aufprallgeschwindigkeit von 40 auf 20 km/h reduziert, schneiden alle Fahrzeuge durchweg „gut" ab, und zwar mit den unter- schiedlichsten Fahrzeugfronten. Das Risiko schwerer Kopfverletzungen sinkt für Erwachsene auf unter zehn Prozent, für Kinder auf unter fünf Prozent.

Noch immer werden rund 300 Fußgänger pro Jahr bei Autounfällen getötet, das sind rund 60 Prozent aller getöteten Fußgänger im Straßenverkehr. Dazu kommen noch mehr als 5.000 Schwerverletzte (72 Prozent aller schwer verletzten Fußgänger) und 15.000 Leichtverletzte.


Ansprechpartner:
Siegfried Brockmann
Leiter Unfallforschung
Tel.: 030 / 20 20 – 58 20
s.brockmann@gdv.de

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