Medieninformation
Medien­in­for­ma­tion

Ham­burg ist neue Metro­pole der Tem­po­sün­der

In Hamburg fahren mehr Menschen zu schnell als in den anderen deutschen Millionenstädten. Zu diesem Ergebnis kommt die Unfallforschung der Versicherer (UDV). Nach Berlin, Köln und München haben die Experten 2017 großflächig die Geschwindigkeiten in Hamburg gemessen. Von rund 440.000 Kraftfahrern fuhren dort auf Tempo-50-Straßen fast 80.000 zu schnell (18 Prozent). Das ist mehr als in den drei anderen Großstädten. Auch in der Hansestadt gab es viele Raser, die das jeweilige Tempolimit zum Teil deutlich überschritten.

„Obwohl sich viele Hamburger in einer ‘Staustadt‘ wähnen, wird auch hier gerast – und zwar nachts deutlich öfter als in den anderen Metropolen“, sagt UDV-Leiter Siegfried Brockmann. In Hamburg wurden von März bis Juni 2017 an 43 Stellen jeweils 24 Stunden in beiden Fahrtrichtungen die gefahrenen Geschwindigkeiten gemessen, bei insgesamt 513.000 Fahrzeugen.

Auch in Hamburg gilt: Je geringer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit, desto mehr Überschreitungen gibt es. Fahren bei erlaubten 50 km/h 18 Prozent zu schnell, sind es bei Tempo 30 schon 54 Prozent „Damit haben die Hamburger auf Tempo-30-Strecken mit Abstand die schlechteste Geschwindigkeitsmoral“, sagt Brockmann (Berlin: 18 Prozent, Köln: 27 Prozent, München: 44 Prozent).

In Tempo-30-Zonen sieht es nicht viel besser aus. Hier fuhren 41 Prozent schneller als 35 km/h. Im Durchschnitt kommt hier an einer der neun gemessenen Straßen alle vier Minuten ein Fahrzeug mit mehr als 50 km/h vorbei, alle 42 Minuten eines mit mehr als 60 km/h. In Hamburg wurde auch in Tempo-20-Zonen gemessen. Kaum noch verwunderlich: Jeder zweite fährt hier schneller als 25 km/h. Allerdings ist im Vergleich zu Tempo-30-Zonen das Geschwindigkeitsniveau insgesamt geringer.

Schwacher Trost für die Hamburger: In Köln waren noch mehr Extrem-Raser unterwegs, während in München in Spielstraßen schneller gefahren wird. Was bei den Messungen auch herauskam: Stationäre Blitzer senken das Geschwindigkeitsniveau deutlich – zumindest im direkten Umfeld. So fahren bei erlaubten 30 km/h „nur“ 27 Prozent schneller als 35 km/h. Ohne stationäre Überwachung ist der Wert doppelt so hoch (54 Prozent).

Ein besonderes Problem stellen die Motorradfahrer im Hamburg dar. Nicht nur, dass das schnellste gemessene Fahrzeug bei erlaubten 50 km/h ein Motorrad mit 137 km/h war; auch war bei den höheren Geschwindigkeitsübertretungen die Quote bei den Motorradfahrern bis zu achtmal höher als bei den Autofahrern.
Was in den anderen Großstädten schon festgestellt wurde, gilt auch für Hamburg: Freifahrende Kraftfahrzeuge sind tendenziell schneller unterwegs. Da das Überholen oft nicht möglich ist,  bremsen die Vernünftigen die Schnellfahrer.

Die fiktive Bilanz der anonymen Messungen in Hamburg, die ausschließlich für Forschungszwecke durchgeführt wurden: fast 2 Millionen Euro Bußgeld, fast 2.500 Flensburg-Punkte und 467 Monate Fahrverbot.
 

Schlussfolgerungen:
 

  • Auch in Hamburg wird innerorts, wenn es möglich ist, oft zu schnell gefahren.
  • Verkehrsteilnehmer, die sich an Tempolimits halten, sorgen insgesamt für eine Dämpfung des Geschwindigkeitsniveaus.
  • Mobile und stationäre Geschwindigkeitskontrollen sind flächendeckend notwendig.
  •  …auch und vor allem nachts.
  • Die Bußgelder und Fahrverbote sind in Deutschland immer noch zu gering, als dass sie eine signifikante Auswirkung auf die Geschwindigkeitsmoral hätten.
  • Motorradfahrer haben eine noch schlechtere Geschwindigkeitsmoral als Autofahrer.

Ansprechpartner:

Siegfried Brockmann
Leiter Unfallforschung
Tel: 030 – 20205820
Mail: s.brockmann@gdv.de

Zur Startseite
Auch inter­essant