E-Mobilität/Padelec, Fahrrad
E-Mobi­li­tät-/Pede­lec

Wahr­neh­mung von Geschwin­dig­kei­ten bei Zwei­rad-Fah­rer:innen

Fahrer von Elektrofahrrädern (Pedelec 25) berichten immer wieder, dass ihre Geschwindigkeit von anderen Verkehrsteilnehmern offenbar unterschätzt wird.

Dies kann zu kritischen Situationen führen, wenn zum Beispiel ein Pkw-Fahrer zu knapp vor einem Elektrofahrrad abbiegt.

Deshalb untersuchte die UDV in einem Forschungsprojekt die Geschwindigkeitswahrnehmung verschiedener Zweiräder durch Pkw-Fahrer in einer Abbiegesituation. In drei Experimenten wurde der Einfluss folgender Faktoren auf die Geschwindigkeitswahrnehmung von Zweiradfahrern überprüft:

  • der Annäherungsgeschwindigkeit (15 km/h, 20 km/h, 25 km/h, 35 km/h)
  • des Fahrzeugtyps (Fahrrad, Pedelec, Moped)
  • der Straßenneigung (Gerade, Steigung)
  • der Beobachterperspektive
  • des Alters des Beobachters
  • des Alter des Zweiradfahrers und
  • der Trittfrequenz.

Im vierten Experiment wurde untersucht, wie sich Maßnahmen zur Verbesserung der Sichtbarkeit von Zweiradfahrern auf die Geschwindigkeitswahrnehmung auswirken. Dabei sollen die Versuchsteilnehmer angeben, wann sie mit dem Pkw, in Anbetracht des sich nähernden Zweirades, noch abbiegen würden (Lückenwahl) bzw. wann das Zweirad einen vordefinierten Punkt erreicht hätte (Time-to-Arrival Schätzung). Die Abbiegesituation wurde auf einen Sportflugplatz nachgestellt (Experiment 1) oder als Videosequenz präsentiert (Experiment 2, 3 und 4).

Im Ergebnis bogen die Pkw-Fahrer systematisch knapper vor einem Pedelecfahrer als vor einem Fahrradfahrer ab. Die Abbiegeentscheidungen von Autofahrern werden tendenziell also riskanter. Allerdings waren die gewählten Zeitlücken auch vor Pedelecfahrern im Durchschnitt größer als eine empirisch ermittelte kritische Zeitlücke.

Interessanterweise lässt sich das veränderte Abbiegeverhalten gegenüber Pedelecfahrern nicht durch die höhere Geschwindigkeit des Pedelecfahrers erklären. Am ehesten leistet noch die Trittfrequenz einen Erklärungsbeitrag. Bei einer Geschwindigkeit von 15 km/h bogen Pkw-Fahrer bei einer niedrigen Trittfrequenz knapper ab als bei hoher Trittfrequenz. Es scheint, dass Pkw-Fahrer die Geschwindigkeit von Zweiradfahrern anhand deren Bewegungsmusters ganzheitlich bewerten und vor allem aufgrund ihrer Vorerfahrungen mit konventionellen Fahrrädern agieren. Dementsprechend zeigten die Maßnahmen zur Verbesserung der Sichtbarkeit auch keinen Einfluss auf die Geschwindigkeitswahrnehmung.

Fazit

Die Ergebnisse zeigen, dass die Annäherungsgeschwindigkeit von Pedelecfahrern in Abbiegesituationen durchaus unterschätzt wird. Dies führt aber in der Mehrheit der Fälle zu keinen kritischen Abbiegesituationen.

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