Blog
Blog

Bus­un­glück A 9: War da was?

Ein Jahr ist nun vergangen, seit auf der A 9 bei Münchberg bei einem Busunglück der Fahrer und 17 Passagiere den Rauch- und Feuertod erleiden mussten.

Zeit also zu fragen, ob nach Abklingen der öffentlichen Aufmerksamkeit, wie so oft und wie von mir damals befürchtet, nichts weiter geschehen ist. Und die Antwort lautet: Ich fürchte, so ist es!

Aber was ist damals genau geschehen: Der Bus ist mit einer Differenzgeschwindigkeit von etwa 30 km/h auf einen vor ihm rollenden Lkw aufgeprallt. Dabei wurde die Front so erheblich eingedrückt, dass der vor der Vorderachse eingebaute Zusatztank aufgerissen wurde. Der auslaufende Dieselkraftstoff wurde von einem Lichtbogen der ebenfalls an dieser Stelle verbauten Batterie entzündet. Soweit die Erkenntnisse der Sachverständigen und der Staatsanwaltschaft. Ich habe damals mit meiner ersten Vermutung, der Brand könnte schon vor dem Aufprall ausgebrochen sein, falsch gelegen. Ich kam darauf, weil bis dahin viele Busbrände im Motorraum ausgebrochen waren, in dem sich ja auch die heißesten Teile befinden. Gleichzeitig schien es mir unmöglich, dass ein Aufprall mit so geringer Geschwindigkeit (die war auf den Bildern an der relativ geringen Deformation bereits erkennbar) einen solchen Brand auslösen könnte. Und ich bleibe auch dabei, dass so etwas nicht sein darf: Wer würde denn in einen Pkw steigen, wenn der durch einen harmlosen Heckaufprall (da sitzt ja der Tank beim Pkw) so schnell in einen Vollbrand versetzt werden könnte.

Obwohl es sich hier also um ein äußerst seltenes Szenario gehandelt hat, können wir nicht zulassen, dass es sich je wiederholt. Was muss also geschehen? Der Motorraum dürfte als Brandquelle in Zukunft weitgehend ausgeschlossen sein. Schon jetzt sind Brandmelder vorgeschrieben und ab Mitte 2019 müssen auch automatische Löschanlagen für den Motorraum in allen neuen Reisebussen eingebaut sein. Diese Vorschriften standen schon vor dem Unglück fest und sind nicht etwa Folgerung daraus. Aber sowohl dieser Fall, als auch das verheerende Unglück im Jahr 2008 auf der A 2 mit 20 Toten hat ja seinen Ausgangspunkt nicht dort gehabt.

Unsere Ausstiegsversuche durch eine Tür zeigen, dass ein mit  normalen, nicht eingeschränkten Personen voll besetzter Bus erst in rund drei Minuten evakuiert ist. Bereits nach 90 Sekunden ist aber durch giftige Rauchgase damit zu rechnen, dass Passagiere nicht mehr aus eigener Kraft aussteigen können. Die Feuerwehr kann selbst unter günstigsten Umständen nicht unter 10 Minuten am Ort einsatzfähig sein. Wir brauchen also Innenraummaterialien, die deutlich schwerer entflammbar sind, als das heute der Fall ist. In Zügen ist das deutlich strenger geregelt und nichts anderes ist für Busse zu fordern.

Bleibt das eigentliche Katastrophenszenario in diesem Fall. Wenn der Tank vor oder auf der Vorderachse liegt, was für die Größe des Gepäckraums entscheidend ist, dann muss er entweder selber crashsicher sein, oder durch eine entsprechende Kräfte ableitende Struktur des Busvorderbaus gesichert werden. Das ist kein Hexenwerk und in jedem Pkw selbstverständlich. Leider gibt es keine einzige gesetzliche Vorgabe für die Aufnahme von Crashenergie im Bus. Auf politischer Ebene sehe ich dazu aber nicht die geringsten Anstalten und so bleibt die Hoffnung, dass die Bushersteller selbst hier ihre Lehren gezogen haben. Gesagt haben sie das aber nicht und optimistisch bin ich leider auch nicht.

Zur Startseite