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Ab wel­chem Alter wer­den Auto­fah­rer zur Gefahr?

Jenseits des 75. Lebensjahres nehmen statistisch die Zahl und Schwere selbst verursachter Unfälle deutlich zu. Grund dafür sind körperliche und mentale Defizite im Alter.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind Sehtests  eine Option, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern.

Wenn ich zu diesem Thema angerufen werde, dann ist der Anlass oft ein Falschfahrer im hohen Alter, der einen Unfall verursacht hat. Ähnlich spektakulär: Greise, die Gas und Bremse verwechseln oder im Rückwärtsfahren Ihre eigene Frau unter die Räder nehmen. Aber mal ganz klar: Das sind extrem seltene Fälle, die natürlich immer Aufmerksamkeit erregen, aber uns nicht zu grundsätzlichen Aussagen bewegen sollten.

Populär wird das Thema ohnehin eher so diskutiert, dass mal wieder jemand mit Hut in der Ablage den Verkehr aufgehalten hat. Auch das ist natürlich im Einzelfall ärgerlich, aber - jedenfalls so lange nicht massiver Überholdruck erzeugt wird - noch kein Sicherheitsproblem.

Statistisch nimmt die Zahl und Schwere im Alter zu

Gibt es denn überhaupt ein Problem? Kaum eine Frage wird so emotional diskutiert, wie diese. Auf der einen Seite diejenigen, die Tests ab einem bestimmten Alter fordern, auf der anderen Seite diejenigen, die darauf hinweisen, dass zahlenmäßig die jungen Fahrer ein viel massiveres Problem darstellen. Letzteres stimmt natürlich und wird sich auch durch demographische Veränderungen nicht umkehren. Aber es gibt Anzeichen, dass sich das annähert.

Schon heute wissen wir, dass jenseits des 75. Lebensjahres (vorher gibt es in der Tat kein Problem) statistisch Zahl und Schwere selbst verursachter Unfälle deutlich zunehmen. In absoluten Zahlen spielt das keine Rolle, aber auf den Anteil an der Bevölkerung bezogen, sieht man eben heute schon, dass sich die Zahlen an die jungen Altersgruppen annähern.

Würden wir das auf die Zahl der Führerscheinbesitzer beziehen, würde das noch viel deutlicher. Diese Feststellungen haben gravierende Konsequenzen, denn erstens wird in den nächsten 30 Jahren die Zahl der über 80-jährigen um mehr als das Doppelte zunehmen und zweitens werden im Gegensatz zu heute die meisten Frauen ein Führerschein nicht nur besitzen, sondern auch tatsächlich fahren.

Lösungsansätze für die sichere Teilnahme am Straßenverkehr

Vor dem Hintergrund, dass sich schon in einer Dekade die Zahl der Auto fahrenden Senioren verdoppelt haben wird, müssen wir offen ansprechen, dass es im Alter diverse Defizite gibt, die die sichere Teilnahme am Straßenverkehr betreffen.

Da sind zunächst die körperlichen Gebrechen: Schlechteres Sehen und Hören, schlechtere Beweglichkeit der Halswirbelsäule (Schulterblick!), Einschränkungen durch Medikamente. Dazu kommen aber noch mentale Defizite, die belegt sind, beispielsweise nachlassende Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit.

Deshalb darf man Tests nicht tabuisieren, soweit die Ergebnisse objektivierbar sind und der Zusammenhang zur Verkehrssicherheit belegt ist. Obwohl auch dort nicht ganz sicher, aber mit gutem Grund anzunehmen, trifft dies für den Sehtest zu.

Obligatorische Sehtests für mehr Sicherheit

In einem unserer Forschungsvorhaben zeigte sich, dass 40 Prozent der älteren Probanden trotz der verordneten Brille den Führerscheinsehtest nicht bestanden hätten. Teilweise lag das daran, dass sich das Sehvermögen schleichend verschlechtert hat. Hier war dann schon die Erkenntnis hilfreich und führte zu neuerer Brille und besserem Sehen. Es gibt aber natürlich auch viele Fälle, die nicht mehr ausreichend korrigierbar sind. Dieser Befund würde dann zum Verlust der Fahrerlaubnis führen.

Trotzdem darf man das ja nicht tabuisieren, sondern muss fragen, welchen Sinn denn dann die für den Ersterwerb des Führerscheins festgelegten Werte haben sollen. Ein Sehtest für alle – vielleicht alle zehn Jahre – macht schon deshalb Sinn, weil sich nach dem achtzehnten Lebensjahr die Sehkraft unbemerkt verschlechtern kann, teilweise durch Krankheit auch erheblich.  Weitere Fragen zu diesem Thema erörtere ich in einem neuen Blogbeitrag, da das Thema zu komplex ist.

Was denken Sie über die Einführung eines Sehtests? Für alle, in regelmäßigen Abständen, oder nur ab einem bestimmten Alter?

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